Sitzung: 12.12.2019 Verwaltungsrat des Stadtbetriebes Wassenberg (AöR)
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 15
Zu diesem
Tagesordnungspunkt begrüßt der Vorsitzende Herrn Forstdirektor Knoth vom
Landesbetrieb Wald und Holz NRW.
Sachverhalt:
Die Bewirtschaftung des Stadtwaldes
erfolgt seit dem Jahr 2007 in enger Zusammenarbeit mit dem früheren Forstamt
Eschweiler heute Landesbetrieb Wald und Holz NRW.
Herr Forstdirektor Knoth steht in der
Sitzung für Fragen und Erläuterungen zum übersandten Forstwirtschaftsplan zur
Verfügung.
Weiter sind die Erläuterungen des
Landesbetriebs Wald und Holz NRW zum Planvorschlag 2020 der Einladung
beigefügt.
Der Forstwirtschaftsplan 2019 ging im
Planansatz von Einnahmen in Höhe von 5.000,-- € bei einem Aufwand von 11.283,--
€ (Planergebnis – 6.283,-- €) aus.
Gemäß derzeitigem Rechnungsstand (IST 31.10.2019) wurden keine Einnahmen aus dem
Holzverkauf erzielt und Ausgaben in Höhe
von 1.228,05 € getätigt (Zwischenergebnis
- 1.228,05 €).
Der Forstwirtschaftsplan 2018 (IST)
hatte mit Einnahmen in Höhe von 7.163,57 €
und 5.935,52 € bei den Ausgaben abgeschlossen (Ergebnis +
1.228,05 €).
Nach der
Planung des Wirtschaftsplans 2018 war man hier von einem negativen Ergebnis in
Höhe von - 7.881,95,-- € ausgegangen.
Den Mitgliedern des
Verwaltungsrates berichtet Forstdirektor Knoth ausführlich über die
Auswirkungen der Trockenheit der letzten Jahre und die damit verbundenen
Auswirkungen auf die Wälder der Region. Er stellt ausdrücklich heraus, dass der
Landesbetrieb Wald und Holz NRW im Bereich aller Forstämter zwischenzeitlich
keine vernünftige forstwirtschaftliche Planung mehr betreiben könne, da
sämtliche personelle Kapazitäten, dazu zählen ausdrücklich auch die extern
beauftragten Unternehmen, damit beschäftigt seien, die durch den extremen
Borkenkäferbefall (zwei Käferarten) abgestorbenen Fichtenbestände zu fällen.
Die Fichte, so Herr Knoth weiter, werde unterhalb einer Höhenlage von 500 m
komplett ausfallen, ganze Bestände seien bereits abgestorben und die Fichte
insgesamt in diesen Bereichen nicht mehr zu retten. Mit dem Einschlag dieser
abgestorbenen Fichtenbestände sei dem Grunde nach auch der Holzmarkt
zusammengebrochen, denn man könne von einem Markt und damit einem Verkauf von
Holz nicht mehr sprechen, da Preise pro Festmeter max. noch 15,00 Euro bis
20,00 Euro Ertrag ergeben.
Neben dem
Wegbrechen der Fichte in unseren Regionen ist zudem noch der Ahorn erheblich
betroffen. Ahornbäume weisen die Rußrindenkrankheit auf und in diesen Fällen
sind die Eigner verpflichtet, sofern Menschen in die Nähe der befallenen Bäume
kommen können, diese Bäume zu fällen und das Material ordnungsgemäß zu
entsorgen; diese auch aus Verkehrssicherungsgründen notwendigen Maßnahmen
kosten den Eigentümern beträchtliche Summen.
Der Landesbetrieb
Wald und Holz hat zudem ein besonderes Auge in unserem Stadtwald auf die
prächtigen Altbuchen, die zwischenzeitlich aufgrund der Trockenperioden auch
stark kränkeln und daher Gefahrenpotentiale aufweisen und kostenträchtige
Verkehrssicherungsmaßnahmen bis hin zu Einzelfällungen erfordern.
Forstdirektor Knoth
macht nochmals deutlich, dass vor diesem Hintergrund planmäßiges Handeln de
facto nicht mehr möglich sei und die Forstämter des Landesbetriebes Wald und
Holz NRW nur noch reagieren können und dies auch nur im Rahmen der verfügbaren
Kapazitäten.
Neben den
beschriebenen drastischen Maßnahmen zum Einschlag ganzer Fichtenbestände
beschreibt Herr Knoth zudem die Problematik der Aufforstungsmaßnahmen. Die
Aufforstungen in den letzten Jahren, darunter auch im Stadtgebiet Wassenberg,
haben bedingt durch die Trockenperioden der letzten beiden Jahre im Ergebnis zu
Totalausfällen geführt.
Mittlerweile
verfügen auch die Baumschulen nicht mehr über eine ausreichende Zahl von
Forstpflanzen mit der Folge, dass Ersatzaufforstungen oder die Nachholung
„eingegangener“ Aufforstungsmaßnahmen über einen mehrjährigen Zeitraum nur
bedingt durchführbar sind.
Neben der
veränderten Auswahl künftig anzupflanzender Bäume, die klimastabil sein müssen,
setzt der Landesbetrieb Wald und Holz verstärkt auf die Naturverjüngung. Man
überlässt Kahlflächen der Natur, beobachtet die Naturverjüngung und führt in
diesen entstehenden Waldflächen dann die forstwirtschaftlich gebotenen
„Ausdünnungsmaßnahmen“ zur Erzielung stabiler Waldbestände durch.
Auf die Nachfrage
des Stadtverordneten Maurer nach den Arten klimastabiler Bäume erwidert Herr
Knoth, dass sich hierfür eine aus den USA stammende Douglasie, die wieder
erstarkte Kiefer, Marone und die ebenfalls aus den USA stammende Große
Küstentanne eignen, zu denen Erfahrungen vorliegen. Man setze noch verstärkter
auf Mischbaumarten, auch Fichte und Buche werden in Mischungen verbleiben. Der
Landesbetrieb Wald und Holz habe die Böden genau erkundet, so dass die Auswahl
der zu pflanzenden Baumarten anhand der vorliegenden
Bodenuntersuchungsergebnisse festgelegt werde.
Auf die Frage des
Stadtverordneten Albrecht zum Erkennen der Erkrankungen der Ahornbäume erwidert
Herr Knoth, dass man diese an der wie verbrannt aussehenden Rinde erkenne und
zudem Ahornbäume erst ab einem Alter von 20 Jahren an der Rußrindenkrankheit
erkranken würden. Die Frage des Stadtverordneten Lengersdorf nach den Maßnahmen
gegen den Borkenkäferbefall verneint Forstdirektor Knoth, da der Kampf gegen
Borkenkäfer nicht gewonnen werden kann, da die geschwächte Fichte ein „Fraß-El
Dorado“ für diese Käfer darstelle, die beispielsweise in diesem Jahr bereits
die dritte Generation hervorgebracht habe. Gegen diesen Befall verbleibe
lediglich die Methode der Fällung ganzer Bestände. Herr Knoth betont, dass die
Fichte in unserer Region schon immer gefährdet war, denn sie benötigt
mindestens 1.200 mm Niederschlag.
Bürgermeister
Winkens fasst das Ergebnis der Ausführungen des Herrn Knoth nochmals zusammen
und bedankt sich ausdrücklich bei dem Vertreter des Landesbetriebes Wald und
Holz für die gemeinsam mit dem für Wassenberg zuständigen Forstbetriebsbeamten
Gingter in unserem Stadtwald bereits vor Jahren geleistete Arbeit und die
gleichfalls bereits seit Jahren begonnene Umstrukturierung des Stadtwaldes mit
den konkret beschriebenen Unwägbarkeiten.
Vor der
Beschlussfassung zum Forstwirtschaftsplan verabschiedet Bürgermeister Winkens
den Forstbetriebsdirektor Knoth, der an der heutigen Sitzung zum letzten Mal
teilgenommen hat und mit Ablauf des Jahres 2019 in den Ruhestand geht. Der
Verwaltungsratsvorsitzende überreicht Herr Knoth ein Präsent der Stadt
verbunden mit dem Dank für die langjährige Zusammenarbeit und wünscht dem
Vertreter des Forstamtes für seinen weiteren Lebensabschnitt alles Gute; dem
Dank des Bürgermeisters schließen sich die Mitglieder des Verwaltungsrates an.
Nachdem sich aus
der Mitte des Ausschusses keine weiteren Fragen ergeben, lässt der
Verwaltungsratsvorsitzende über den vorliegenden Beschlussvorschlag abstimmen.
Der vom
Landesbetrieb Wald und Holz NRW erstellte Forstwirtschaftsplan 2020 mit
veranschlagten Gesamtkosten in Höhe von 16.819,-- € und geplanten Einnahmen aus
dem Holzeinschlag in Höhe von ca.
5.000,-- € wird genehmigt
(Planergebnis -
11.819,-- €).