Nachtrag: 11.05.2020
Sitzung: 14.05.2020 Rat der Stadt Wassenberg
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 19, Nein: 4, Enthaltungen: 7
Vorlage: BV/FB3/050/2020
Der Rat nimmt die
Beschlussvorlage der Verwaltung mit folgendem Inhalt zur Kenntnis:
Sachverhalt:
Die Fraktion Bündnis
90/Die Grünen beantragt mit beigefügtem Schreiben vom 17.04.2020:
·
minderjährigen
Flüchtlingskindern sowie ihren Angehörigen aus den überfüllten
griechischen Lagern eine sichere Unterkunft zu bieten,
·
die Stadt
Wassenberg schließe sich dem Bündnis „Städte sicherer Häfen“ an und
·
die Stadt
Wassenberg verpflichtet sich freiwillig, zusätzlich 10 % mehr
Aufnahmeplätze zur bestehenden Verteilungsquote zu schaffen.
Zur Frage, was hinter
dem Bündnis steht, verweist die Verwaltung auf Nachfolgendes:
Das Bündnis „Städte
sicherer Häfen“ verfolgt die Zielsetzung bzw. erklärt ihre Bereitschaft, „aus
Seenot gerettete Menschen zusätzlich zu den nach dem Königsteiner Schlüssel
verteilten Geflüchteten aufzunehmen. Sie fordern die Bundesregierung auf, diese
Aufnahme zu ermöglichen und allen aus Seenot geretteten Geflüchteten ein
rechtsstaatliches Asylverfahren zu eröffnen. Um Geflüchtete aus humanitären
Gründen aufnehmen zu können, muss nach geltendem Recht (§ 23 (1)
Aufenthaltsgesetz) der Bund zustimmen. Damit Kommunen eigenständig über die
humanitäre Aufnahme von Geflüchteten entscheiden können, müsste diese Norm
geändert werden. Aufrufe, zumindest unbegleitete Kinder aus den griechischen
Flüchtlingslagern herauszuholen, werden von Kommunen aus dem Bündnis durch
konkrete Zusagen unterstützt.“ (Quelle: KommunalWiki, Heinrich-Böll-Stiftung)
Zur Ausgangslage:
Die Stadt Wassenberg
beherbergt z.Z. insgesamt 205 Flüchtlinge/Asylbewerber. Die Zuweisung der
Flüchtlinge erfolgt durch die Bezirksregierung Arnsberg und richtet sich nach
einem Verteilschlüssel, der alle Städte und Gemeinden gleichsam berücksichtigt
(§ 3 Flüchtlingsaufnahmegesetz).
Die aktuelle
„Erfüllungsquote“ mit Stand zum 03.05.2020 liegt für die Stadt Wassenberg bei
83 %. Wegen der Corona-Krise wurde vor Wochen die weitere Zuweisung von
Flüchtlingen zur Erfüllung der Quote zeitweilig ausgesetzt; nach aktueller
Mitteilung der Bezirksregierung vom 05.05.2020 wurde der Stadt Wassenberg
nunmehr angekündigt, dass nach dem jetzigen Ablauf der befristeten Aussetzung
nunmehr wieder Zuweisungen von Flüchtlingen in die Kommunen vorgenommen werden.
Dies bedeutet für die
Stadt Wassenberg, dass sie in absehbarer Zeit aufgrund gesetzlicher Regelung verpflichtet ist, weitere Flüchtlinge
aufzunehmen.
Die Zuweisung,
Aufnahme, Unterbringung und Versorgung dieses Personenkreises unterliegt
bundesgesetzlicher Regelungen und ist von den Kommunen als Pflichtaufgabe zur
Erfüllung nach Weisung wahrzunehmen. Die Übertragung dieser Aufgaben bedingt
aber auch gleichzeitig die Bereitstellung von finanziellen Mitteln durch die
Kommunen, die trotz Erfüllung der Verpflichtung teilweise nicht erstattet
werden oder erstattungsfähig sind.
Unter den z.Z. in Wassenberg insgesamt untergebrachten
Personen befinden sich bereits 39 Personen, für die noch nicht einmal eine
Kostenpauschale in Höhe von 866 Euro pro Kopf/Monat gem.
Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG) gezahlt wird. D.h., die Kosten dieses
Personenkreises werden bereits von der Stadt Wassenberg hinsichtlich
Unterbringung, Versorgung einschl. ärztlicher Behandlungskosten, die die Stadt
Wassenberg bis zu einer Höhe von 35.000 Euro/Person übernehmen müsste,
vollständig getragen.
Sollte im Falle der
freiwilligen Aufnahme zusätzlicher Flüchtlinge das Asylverfahren negativ
beschieden werden, würde hier ebenfalls keine Kostenerstattung für vollziehbar
ausreisepflichtige Personen (Geduldete) erfolgen.
Unter Berücksichtigung, dass die zusätzlich auf die Stadt Wassenberg zukommenden Kosten nicht prognostiziert werden können und auch die Corona-Krise weitere erhebliche finanzielle Belastungen für die Stadt erwarten lässt, sollte aus Sicht der Verwaltung von weiteren, freiwilligen Ausgaben Abstand genommen werden.
Beschluss: (19 Ja-Stimmen, 4 Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen)
Der Antrag der
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen bzgl. Anschluss an das Bündnis "Städte
sicherer Häfen" wird abgelehnt.